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Rosa Rosà (1884-1978)

Rosa Rosà: Danzatrice. In: Cronache d'attualità. Arte, scienza, letteratura, teatro, mode, sport, mondanità, Rom, Mai 1921, S. 4

„La geniale viennese“ – so nannte Filippo Tommaso Marinetti die 1884 in Wien geborene Künstlerin Edyth von Haynau, die in futuristischen Kreisen als Rosa Rosà bekannt wurde. Die Möglichkeit, ihre bürgerliche Welt in Wien hinter sich zu lassen, bot sich der jungen Edyth durch ihre Heirat mit dem italienischen Schriftsteller Ulrico Arnaldi, den sie 1907 bei einer Kreuzfahrt am Nordkap kennen lernte und 1908 heiratete. Im gleichen Jahr erfolgte ihr Umzug nach Rom, wo sie zwischen 1909 und 1915 vier Kinder haben wird.
Ab 1917 war sie als Rosa Rosà Teil der Gruppe um L’Italia futurista und kam dem Anspruch der Futuristen, alle Bereiche der Kunst und des Lebens zu erneuern mit ihren multiplen Interessen sehr nahe: sie schrieb in ihrer futuristischen Phase einen Roman und mehrere Kurzgeschichten, entwarf eine Tafel mit Parole in libertà, kreierte Ölgemälde, Pastelle, Aquarelle, Porträts, Illustrationen und Keramik. Auch als aktive Mitstreiterin des aufkommenden Feminismus überzeugte sie durch ihre aufgeklärten Ideen. Innerhalb der Genderdiskussion, angeregt durch Marinettis provokative Schrift Come si seducono le donne (1917), die u.a. auf den Seiten von L’Italia futurista ausgetragen wurde, analysierte sie den positiven Rollenwechsel der Frau, der auch durch die Abwesenheit der Männer an der Front mitbestimmt wurde: “Le donne del posdomani“, “Risposta a Jean-Jacques”, “Le donne cambiano finalmente”. Sie war eine der wenigen weiblichen Autorinnen von Parole in libertà: „Ricevimento-thé-signore-nessun uomo“ erschien in L’Italia futurista, wie auch ihre Zeichnung „Conflagrazione geometrica“ und die Texte „Moltitudine“ und Romanticismo sonnambulo.

Rosà Rosà wirkte auch als Buchillustratorin im Umkreis von L’Italia futurista…

Neben zehn ebenfalls sehr von Marinetti gelobten Zeichnungen, die den zehn Poesien von Mario Carli in Notti filtrate gegenüberstehen und Madrigali e grotteschi (1919) von Corra illustrierte sie auch Ginnas Le locomotive con le calze mit zum Text passenden Abbildungen. Ein wunderbares Beispiel für die enge Verbindung von der Darstellung von Seelenzuständen mit okkulten Phänomenen stellen vor allem die Illustrationen zu Bruno Corras Buch Sam Dunn è morto dar, die deutlich von den esoterischen und surrealistisch anmutenden Ideen des Textes inspiriert wurden. In dem 1917 erschienenen Roman, in welchem die okkulten Fähigkeiten des Protagonisten und die Rolle des Unbewussten betont werden, finden sich insgesamt sechs Illustrationen von Rosa Rosà. In ihrem Roman Una donna con tre anime von 1918 verbindet die Autorin gekonnt futuristische Prinzipien mit einer phantastischen Suche nach einer Gender Identität und okkulten Themen.
Zu den Gemälden, die sie in ihrer futuristischen Phase anfertigte, gibt es leider kaum Informationen,
einen direkten Blick auf ein abstraktes Gemälde aus Edyths Hand bietet nur ein Photo von 1919, das die Künstlerin zeigt, wie sie an einem Bild mit dem Titel „Bandiere“ arbeitet (abgebildet in Salaris: “Una donna con tre anime”, p.26).
Bekannt sind weiter ihre Zeichnung Danzatrice, eine Illustration zu Luigi Pirandellos Uno, nessuno e centomila in der von Bragaglia geführten Zeitschrift Cronache d’attualità Maggio/Giugno 1921, p.4, die Farbzeichnung Monna Vanna (1920er), das Porträt “Anticolana alla fonte” (vor 1935?) sowie ihre farbigen Illustrationen für „Le mille e una notte“ und „Das persische Papageienbuch“ (1922). In den 60er Jahren veröffentlichte sie Eterno mediterraneo (1964) und Il fenomeno bisanzio (1970).

Zitierte Literatur:

Fiumi, Maria Luisa: "Edyth Arnaldi (Rosà)." La donna: Rivista quindicinale illustrata 347 (20 Mai 1922): 23-24.

Marinetti, Filippo Tommaso, and Alberto Viviani: Firenze biondazzurra sposerebbe futurista morigerato. A cura di Paolo Perrone Burali D'Arezzo. Palermo: Sellerio, 1992.

Rosà, Rosa: Una donna con tre anime. A cura di Claudia Salaris. Milano: Edizioni delle Donne, 1981.

Rosà, Rosa: "Rosa Rosà's 'A Woman with Three Souls' in English Translation. Transl. Lucia Re and Dominic Siracusa. California Italian Studies 2:1 (2011): 1-39.

 

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