Zum Ende der Hundertjahrfeier des futuristischen Gründungsmanifestes begann die Bibliothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz im Februar 2010 das Projekt eines digitalen Archivs zum Futurismus in Florenz. Dabei gaben sowohl der für den Futurismus historisch bedeutsame Ort Florenz als auch die herausragende Sammlung der Bibliothek Anlass, diese facettenreiche Bewegung genauer zu untersuchen und eine Datenbank aufzubauen, in der bisher schwer zugängliche Forschungsmaterialien erstmals online und kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Erfolgten in Florenz bereits ab 1911 erste futuristische Aktivitäten, so gelangten in dieser frühen Zeit noch keine futuristischen Werke in die Bestände des Kunsthistorischen Instituts in Florenz. Die 1955 begonnene Sammlung der Bibliothek besteht heute aus über 500 futuristischen Werken und 40 Zeitschriften aus der Zeit der ersten, ‘heroischen’ (1909–1916) sowie der zweiten Phase (bis ca. 1944). Darunter befinden sich einzigartige Exemplare mit handschriftlichen Widmungen, unter anderem aus der 1960 erfolgten Schenkung des futuristischen Künstlers Gerardo Dottori. Ergänzt werden die Originalwerke durch eine umfassende Auswahl an Sekundärliteratur.
Das Projekt PRO FIRENZE FUTURISTA präsentiert eine sich im Aufbau befindende Datenbank, deren Nukleus die Volltextdigitalisierung der Florentiner Zeitschrift „L’Italia Futurista“ bildet. Sie erschien in 51 Ausgaben zwischen 1916 und 1918 als Organ des sogenannten Zweiten Florentiner Futurismus und diente als Publikationsort u.a. von Beiträgen des Gründungsvaters der futuristischen Bewegung, Filippo Tommaso Marinetti. Hinzu kommt eine Auswahl an Dokumenten zu einzelnen Künstlern, Dichtern und Intellektuellen, die an der Gestaltung der Zeitschrift und an der avantgardistischen Entwicklung in Florenz beteiligt waren. All diese Materialien stehen in digitalisierter Form zur Verfügung und sind untereinander sowie mit weiterführenden Informationen verknüpft.
Eine Datenbankrecherche durchsucht sowohl die Zeitschrift “L’Italia Futurista” als auch sukzessiv zu ergänzende Zusatzmaterialien wie Briefe, Bücher, Fotografien, Theaterlibretti, Zeichnungen, Film- und Audiomaterialien aus der Sammlung der Bibliothek und weiteren Archiven in Florenz. Die Recherche kann nach Personen, Orten und inhaltlichen Schlagworten erfolgen. Auf einem interaktiven Stadtplan werden nicht nur die historischen Wirkungsstätten der Florentiner Futuristen, sondern auch die Standorte heutiger für den Futurismus relevanter Einrichtungen aufgezeigt. Darüber hinaus bietet die Website Themenportale an, in denen Dokumente zu zentralen Themen der Zeitschrift „L’Italia Futurista“ und des Futurismus allgemein gebündelt bereitgestellt werden: „Frauen“, „Musik“ und „Krieg“ erhalten so eine gesonderte Suchfunktion und führen gezielt zu thematischen Ergebnisgruppen. Die Datenbank ist in einer flexiblen Struktur angelegt, welche ihre sukzessive Ergänzung und Erweiterung erlaubt. Für das Projekt konnten bisher neben der Biblioteca Marucelliana auch die Fondazione Primo Conti, das Gabinetto Scientifico Letterario G.P. Vieusseux, die Fondazione Longhi sowie Maestro Daniele Lombardi als Partner gewonnen werden.