L'Italia Futurista“L’Italia futurista wird die erste dynamische Zeitung Italiens sein” – mit diesen Worten kündigte Emilio Settimelli eine der wichtigsten futuristischen Zeitschriften an, deren graphische Gestaltung sowie die zahlreichen und eindrucksvollen parole in libertà (Wörter in Freiheit) sie von anderen zeitgenössischen Zeitschriften abhob. Die erste Ausgabe von “L’Italia futurista” erschien am 1. Juni 1916 – nach der Schließung einer weiteren Florentinischen Zeitschrift, “Lacerba” – und verkörperte bis zur letzten Nummer am 11. Februar 1918 das wichtigste Organ des sogenannten Zweiten Florentiner Futurismus. Auf den Seiten von “L’Italia futurista” erschienen nicht nur Artikel unterschiedlichster Thematik, sondern auch Fortsetzungsromane, Zeichnungen, Manifeste, Folgen des teatro sintetico futurista (synthetisch-futuristisches Theater) und Werbeanzeigen für die hauseigenen Publikationen edizioni di “L’Italia futurista” sowie für weitere futuristische Werke und Veranstaltungen… Den Direktoren Emilio Settimelli sowie Arnaldo und Bruno Ginanni-Corradini schlossen sich zwei weitere konstante Mitarbeiter an: Mario Carli und Remo Chiti. Darüber hinaus wurden sowohl Beiträge von Mitgliedern der Mailänder Gruppe, wie Umberto Bocciono und Giacomo Balla, als auch von Filippo Tommaso Marinetti selbst veröffentlicht; Gründungsvater des Futurismus und Mittelpunkt der Mailänder Gruppe. Ihre Mitarbeit konzentrierte sich vordergründig auf den Krieg als Mittel der Erneuerung und auf den Kampf gegen den Passatismo. Die Veröffentlichung zahlreicher Tafeln mit außergewöhnlichen parole in libertà (mindestens eine der vier Seiten war ihnen gewidmet) brachten viele weitere Mitarbeiter, wie etwa Giuseppe Steiner, Francesco Cangiullo, Angelo Rognoni und die Brüder Neri und Vieri Nannetti ins Team. Für die sehr jungen, noch unbekannten Futuristen wurde eine eigene Rubrik geschaffen. Neben der großen Betonung des Themas Krieg und der Beiträge junger Futuristen fällt weiter der ungewöhnlich hohe Anteil an weiblichen Mitarbeiterinnen ins Auge. Auch das gemeinsame Interesse der Gruppe um ”L’Italia futurista” an paranormalen und okkulten Phänomenen unterscheidet sie auf den ersten Blick von den allgemeinen Anliegen anderer Futuristen. Dieses Interesse ist bisher nicht umfassend erforscht, wird jedoch von der Mehrheit der avantgardistischen Strömungen zu Anfang des 20.Jahrhunderts geteilt. Unter der Direktion von Bruno Corra und Emilio Settimelli (der verantwortliche Geschäftsführer war Federico Querci) wurde “L’Italia futurista” zunächst als Halbmonatsschrift im Format 42 x 58 herausgegeben. Während die vielfältigen, von Krieg über Literatur, Theater, Wissenschaft und Kino bis hin zur Architektur, Kunst und Politik reichenden Themen die Gleichen blieben, änderte sich im zweiten Publikationsjahr die Geschäftsführung (ab der ersten Nummer 1917 wurde Poggio Riziero ernannt) und Arnaldo Ginna übernahm die Direktion von seinem Bruder an der Seite von Settimelli. Als ab der Nummer 10 das Format auf 38 x 50 reduziert wurde , sollte sich auch die Erscheinungsweise der Zeitschrift ändern. Zunächst erschien “L’Italia futurista” wöchentlich, ab dem 12. August 1917 kehrte man jedoch zur Form der Halbmonatsschrift zurück. Gedruckt wurde sie zu Beginn in Prato (Stabilimenti grafici M. Martini, Lito-Tipografia E. Bruschi, Via Datini, Tipografia Succursale Vestri R°. Orfanotrofio Magnolfi ), ab der Nummer 10 erfolgte der Druck in Florenz (Stabilimenti Tipografici Vallecchi in via Ricasoli n. 8). Zitierte Literatur: Papini, Maria Carla (Hrsg.): L’Italia futurista (1916-1918), Rom 1977. Salaris, Claudia: Storia del futurismo: libri, giornali, manifesti, Rom 1992.
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