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Musik

„Nachdem unsere vervielfältigte Sensibilität futuristische Augen bekommen hat, wird sie endlich auch futuristische Ohren haben.“
Luigi Russolo „L’Arte dei Rumori“, 11 marzo 1913

Ebenso wie in anderen Kunstgattungen suchten die Futuristen auch in der Musik alte Formen aufzubrechen um somit die rasanten Entwicklungen der modernen Gesellschaft widerzuspiegeln. Dies gelang vor allem dem zuvor auch als Maler sehr erfolgreichen Luigi Russolo mit der Erfindung seiner Geräuschmusik (Bruitismus). Der Klang der lauten neuen Welt wurde nicht durch Töne, sondern Geräusche wiedergegeben, die eigens erfundene Instrumente (Intonarumori, Rumarmonio) produzierten. Russolo gilt heute als einer der Väter der elektronischen Musik.

Als wichtigster Komponist futuristischer Musik kann Francesco Balilla Pratella gelten, der 1910 mit dem „Manifesto dei musicisti futuristi“ der Bewegung beitrat. Sein musikalisches Werk greift auch die kaum bekannte Zeichnung Luciando De Nardis „La ballata delle rondini“ auf, die sich im Kunsthistorischen Institut in Florenz befindet. Der Autodidakt Silvio Mix versuchte sich an der Umsetzung futuristischer Bilder in Musik und verfasste u.a. Kompositionen für das futuristische Theater. In Florenz wirkte er an zahlreichen „Serate futuriste“ mit, bei denen die Futuristen neue Ideen und Manifeste provokant vortrugen und sich bühnenkünstlerisch betätigten. Eine der berühmtesten von Marinetti inszenierten Abendveranstaltungen, fand 1913 im Florentiner Teatro Verdi statt.
Das Themenportal MUSIK von PRO FIRENZE FUTURISTA bietet die Möglichkeit, gezielt nach diesen Beiträgen und verwandten Materialien zu suchen. So erschien neben „L’Italia Futurista“ in Florenz auch die futuristische Zeitschrift „Lacerba“, in der Francesco Balilla Pratella, Luigi Russolo und Giannotto Bastianelli bedeutende theoretische und kreative Aufsätze zur Musik veröffentlichten. Dort findet sich Russolos Partitur-Fragment von „Risveglio di una città“, die den Seelenzustand einer Großstadt einzufangen sucht. Heute existiert nur dieses Zeugnis des bedeutenden Stückes sowie ein circa fünf Sekunden währendes Klangbeispiel, um uns eine Vorstellung davon zu geben, wie sich der Künstler eine auditive Umsetzung des geräuschvollen morgendlichen Erwachens einer Stadt vorgestellt hat. Maestro Daniele Lombardi, Florentiner Komponist, Pianist und bildender Künstler sowie Experte des Futurismus, erstellte für die Biennale di Venezia 1978 eine teilweise Rekonstruktion.

 

Zitierte Literatur:

D’Agostino, M. G.: Silvius Aloysius Micks, in: Ezio Godoli (Hrsg.): Il dizionario del futurismo, Florenz 2002, S. 737-739.

Lombardi, Daniele: Il suono veloce. Futurismo e Futurismi in musica (Collana di studi musicali diretta da Luigi Pestalozza, 27). Mailand 1996.

Lombardi, Daniele (Hrsg.): Nuova Enciclopedia del Futurismo musicale. Mailand 2009.

 

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